Die Projekte könnten unterschiedlicher kaum sein: Die eine lehrt Geniesser:innen in exklusiven Kochkursen, was sie im legendären “Le Cordon Bleu” in Paris gelernt hat. Zwei andere begeistern mit ihrem Käse-Sandwich-Popup die halbe Stadt und wieder eine andere stellt aus Apfelblüten und Kräutern vom elterlichen Hof Essenzen her, die man so schnell nicht vergisst. Was die Projekte vereint? Überall stehen spannende und erfolgreiche Frauen dahinter.
Wir stellen dir sieben Food-Projekte von acht Frauen in und um Zürich vor, die du dir merken solltest. Einige davon sind bekannter in der Öffentlichkeit, andere wirken eher leise im Hintergrund – jetzt ist es Zeit für ein paar neue Geschichten, um deinen Food-Horizont passend zum Frühling aufzufrischen.
Linda und Meret, zur Goldige Guttere & iklämmt
Wer damals ein Käse-iklämmt geholt hat, in der Olé-Olé-Bar, weiss, dass es nicht nur eines der besten Sandwiches war, das man je gegessen hat. Die Deko, das Ausrufen der fertigen Bestellung und der selbstgemachte Eistee in leeren Konfigläsern gehörten eben so zum Pop-Up iklämmt von Linda und Meret. Ihre Liebe zur grandiosen Gastronomie hat die beiden während ihres Studiums an der Ecole hôtelière de Lausanne zusammengebracht. Seit Januar 2021 sind die beiden selbständig und haben vor Kurzem ihr erstes gemeinsames Restaurant “Zur Goldige Guttere” eröffnet. Immer auf der Karte: Die Jahreszeiten, die sie in Einmachgläser verpackt haben und nun mit ihrer hehren Gästeschar teilen. Die Besucher:innen sind sich einig: Eines der spannendsten Restaurants der Stadt.
Marlene Halter, Metzg
“Fleisch ist unsere Leidenschaft” heisst es bei Marlene Halter und ihrem Team des Restaurant Metzg. Dieser Satz alleine ist schon eine Ansage in der heutigen Zeit, wo sich der Trend zu weniger Fleischkonsum bewegt. Dass dies aber kein Gegensatz sein muss, zeigen sie: “Das Wohl der Tiere und der Umwelt ist uns wichtig. Wir vertrauen nicht einfach Labels und Zertifikaten, sondern schauen im Einzelfall genau hin”, schreiben sie. Inhaberin und Küchenchefin Marlene Halter wollte einen Ort schaffen für alternative Fleischkultur. Das Wissen, wie man Tiere auch anders zerlegen und zubereiten kann, hat sie von New York an die Langstrasse gebracht. Die ausgebildete Köchin (Alpenrose, Italia, Wirtschaft Ziegelhütte) wurstelt sich autodidaktisch durchs Metzgerhandwerk und gibt ihr Wissen gerne auch an ihre Kund:innen weiter. Privat, da träumt sie von einem eigenen Hof mit Tieren, Räucherei, Trocknerei, Wursterei und Garten.
Tresa Capaul, Kafi Duzis
Alleine die selbst gebackenen Schokoladen-Brownies mit Salzflocken sind schon einen Besuch im ,Kafi Duzis’ wert. Dazu gibt’s feinen Kaffee mit Bohnen von ,Miró’ und ausgewähltes Geschirr und Küchenaccessoires zu kaufen. Das Lokal bei der Werd ist gemütlich eingerichtet und hell – hygge trifft’s wohl am besten – und von Tresa Capaul gibt es immer ein paar persönliche Worte. Der Bündnerin gefällt, dass ihr Kafi ein kleiner Mikrokosmos sei. “Auf kleinstem Raum ist alles da: Der Gast, die Mitarbeiterin, der Lieferant und die Leiterin”, sagt sie.
Theres Bachmann, Weingut Bachmann
Die gelernte Coiffeur-Meisterin entdeckte ihre Liebe zum Wein erst auf den zweiten Karriere-Blick: Theres Bachmann hat mit Ehemann Jonathan den Familienbetrieb in Stäfa übernommen. Und dabei einmal fast alles umgekrempelt. Nicht nur den Auftritt nach aussen mit Etiketten-Design und neuer Webseite, sondern auch den gesamten Aufbau des Rebbergs: Zuunterst entstehen die Seeweine, gefolgt von Bergweinen und zuoberst, ganz speziell und nur in Ausnahmejahren geerntet, die Reserve-Weine. Mehr Handarbeit, Erträge limitieren und schonender verabeiten: Das ergibt Spitzenweine, die gefallen.
Christine Brugger, Aromareich
Der Duft von Apfelblüten und wilden Kräutern begleitete Christine Brugger seit klein auf: Ihre Eltern führen am Bodensee einen Obsthof und gelten mit ihrer biologisch-dynamischen Arbeitsweise seit über 40 Jahren als Pionier:innen. Christine Bruggers Leidenschaft für Pflanzen, Düfte und Aromen führten sie zu ihrem Beruf als Sensorikwissenschaftlerin. Sie vermittelt in Seminaren den Ausdruck von Aroma und Geschmack und bildet Sommeliers in verschiedensten Ausrichtungen aus. 2014 gründete sie auf dem elterlichen Hof die Organic Distillery. Ihre Essenzen kann man in Desserts oder Gemüsedipps mischen oder als feine Zutat von Drinks und Gerichten in ausgewählten Bars und Restaurants in der ganzen Schweiz geniessen.
Susanne Welle, Belvoir Park
Susanne Welle ist in Norwegen geboren und übernahm vor Kurzem die Leitung der zur Gastrosuisse gehörigen Hotelfachschule Belvoirpark (bald umbenannt in Hotelfaschshule Zürich - HFZ). Das ist bereits ihre zweite Schule, denn sie leitet gleichzeitig auch die École Hôtelière de Genève. Wie das geht? Zwei bis drei Tage arbeitet sie in Zürich, die restlichen in Genf und die letzten Monate hätten ja gezeigt, dass auch mittels Video-Calls viel gehe, wie sie im “GastroJournal” erzählt. Zudem setze sie auf flache Hierarchien, die sie aus Norwegen kennt, und viel Teamarbeit. Das klingt nach frischem Wind, mit der sie den Gastro-Nachwuchs fördern will.
Yuan Yao, Etoile Cooking
“ÉTOILE – L’Atelier des Gourmands” – an dieser Adresse lernt man in edler Atmosphäre von den Besten. Aber dafür muss man selber nicht mal gut kochen können. Die Gründerin der exklusiven Kochschule, Yuan Yao, sorgt nämlich dafür, dass hier alle etwas lernen. Sie selber schläft schon mal inmitten von Kochbüchern ein – und das, seit sie ein kleines Kind ist. Mit 31 studierte sie am “Le Cordon Bleu” in Paris, arbeitete in Restaurants rund um die Welt und hat gefühlt in fast jedem zweiten Land auf der Erde schon mal eine Kochausbildung absolviert. Dieses Wissen, das sie so liebt und ständig erweitert, gibt sie in den Kursen mit viel Herzblut weiter.